Pirate Yakuza: Ein Seeräuber-Epos mit Faustkampf und Melodrama
Bevor ich mich in meinem eigenen Enthusiasmus verliere, muss ich noch einen Titel nachschieben, der mich kürzlich mit der Eleganz eines betrunkenen Piraten überrumpelt hat: Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii—denn wer hätte gedacht, dass die Mischung aus japanischem Unterwelt-Chaos und hawaiianischer Strandidylle so absurd gut funktioniert? Ein Spiel, das nicht nur mein Herz, sondern auch meinen Sinn für Absurdität gekapert hat. Unfassbar. Unverschämt. Unbedingt spielen.
Ein kämpfender Pirat mit Gedächtnisverlust
Majima Goro wacht an einem paradiesischen Strand auf, das Salzwasser brennt in seinen Augen, und sein Kopf ist leer. Kein Name, keine Vergangenheit – nur das raue Gefühl, dass er fähig ist, einem Gegner das Bewusstsein aus dem Leib zu prügeln. Willkommen in Pirate Yakuza, einem Abenteuer, das versucht, den exzessiven Brawler-Charme der Serie auf hohe See zu verlegen.
Majima und Noah: Ein ungewöhnliches Duo
Der emotionale Kern des Spiels ist Noah, ein zehnjähriger Junge, der Majima auf seiner Reise begleitet. Während Majima mit seinem Gedächtnisverlust ringt, entwickelt sich zwischen den beiden eine Art unkonventionelle Vater-Sohn-Beziehung. Es ist rührend, wie Majima mit seiner rauen, aber doch ehrlichen Art in diese Rolle schlüpft, was zu vielen witzigen und gleichzeitig herzzerreißenden Momenten führt.
Straßenkampf trifft auf Seeschlachten
Rundenschlägerei? Fehlanzeige. Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii kehrt zur kernigen Echtzeit-Prügelei zurück. Majima zerlegt Gegner mit Stuhlbeinen, Rumflaschen oder bloßen Fäusten in spektakulären Combos. Doch das Highlight sind die Seeschlachten: Hier kann der Spieler mit Kanonen, Enterhaken und improvisierten Seemanns-Taktiken gegen feindliche Piratenkapitäne antreten. Der strategische Tiefgang dieser Kämpfe ist überraschend ausgefeilt, auch wenn es manchmal frustrierend sein kann, wenn eine schlecht getimte Breitseite das eigene Schiff ins Verderben reitet.
Skurrile Figuren und exzentrische Bosse
Wie gewohnt, serviert das Spiel einen Cast voller schräger Persönlichkeiten. Besonders herausragend: Masura, der Schiffskoch, dessen morbide Faszination für menschliches Fleisch für einige der abgedrehtesten Dialoge der Serie sorgt. Dann ist da noch Queen Michelle, eine theatralische Piratenherrscherin mit einer Vorliebe für pompöse Reden und dämonisches Lachen. Sie ist das perfekte Beispiel für die groteske Übertreibung, die Yakuza-Fans lieben.
Die Jagd nach Esperanza: Eine emotionale Reise
Die Geschichte dreht sich um die legendäre Schatzinsel Esperanza, die Majima aus einem ganz anderen Grund sucht: Er hofft, mit ihrem Reichtum Noahs todkranken Vater retten zu können. Diese emotionale Note gibt dem Spiel eine unerwartete Tiefe, und nach den abgedrehten Abenteuern in Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii zeigt gerade diese Verletzlichkeit eine neue, berührende Seite von Majima. Momente, in denen Majima Zweifel und Verantwortung spürt, lassen ihn verletzlicher erscheinen als je zuvor.
Fazit: Ein ungeschliffenes Juwel auf hoher See
Pirate Yakuza ist ein mutiges Experiment. Es kombiniert klassische Yakuza-Kämpfe mit Seefahrt und skurrilen Piratenfiguren. Doch nicht alles funktioniert reibungslos. Während die Straßenkämpfe gewohnt spaßig sind, fühlt sich das Piraten-Gameplay stellenweise sperrig an. Dennoch: Wer Yakuza liebt, wird auch dieses Abenteuer mit Begeisterung durchspielen – allein schon wegen Majima, Noah und den irrwitzigen Bossgegnern.
Ich habe in meiner Zeit als Spielekritiker unzählige Titel durchlebt—manche vergessen, manche verewigt—aber wenige haben mich so zwischen hemmungsloser Begeisterung und atemloser Verwirrung hin- und hergeschleudert wie diese hier: Black Myth: Wukong, mit seiner atemberaubenden, fast schon frechen Spielmechanik, die mich fragend zurückließ: 'Wie zur Hölle haben die das gemacht?'; Final Fantasy VII Rebirth, das mich emotional so zerlegte, als hätte Sephiroth persönlich mein Herz mit der Masamune zerteilt; Shadow of the Erdtree, das mich in eine düstere, noch unwirtlichere Version einer bereits gnadenlosen Welt warf—und ich dankte jedem einzelnen qualvollen Moment; und Star Wars Outlaws, das endlich das gab, was ich schon seit Knights of the Old Republic vermisst habe: ein Star Wars-Universum, das sich dreckig, gefährlich und lebendig anfühlt. Kurz gesagt: Diese Spiele haben mich ruiniert—und ich würde es wieder tun.