Die langerwartete Rückkehr: Hype oder Ernüchterung?
Es gibt Spiele, die man sich Jahre lang ausmalt, die man sich in Gedanken ausmalt, erweitert, verfeinert. Dead Island 2 war eines dieser Spiele. Seit den Tagen der Xbox 360 schwelgte ich in der Hoffnung, dass diese Fortsetzung das würdige Erbe seines Vorgängers antreten würde. Doch als es endlich in meinen Händen lag, kam die Ernüchterung: ein solides Spiel, ja, aber weit entfernt von dem, was es hätte sein können.

Wenn Blut spritzt und Gliedmaßen fliegen: Die Stärken von Dead Island 2
Was Dead Island 2 auf jeden Fall richtig macht, ist die Inszenierung des Zombie-Gemetzels. Die neue “FLESH”-Engine sorgt dafür, dass jeder Treffer eine sichtbare Wirkung hat: Haut schält sich ab, Knochen splittern, Organe quellen hervor. Es ist ekelerregend schön und verleiht den Kämpfen eine befriedigende Schwere.

Besonders spaßig wird es im Koop-Modus. Wenn dein Kumpel einen Zombie mit einem Dropkick von einer Brücke prügelt, nur um ihn danach mit einer Machete in der Luft zu zerteilen, dann entsteht ein wunderbar groteskes Spektakel. Die neuen Waffentypen – von massiven Kriegsbeilen bis hin zu Elektro-Katana – lassen keinen Wunsch offen, zumindest was die Art der Vernichtung angeht.
Wo Dead Island 2 stolpert: Fehlende Tiefe und zu kleine Maps
Doch so spaßig das Metzeln ist, so schnell zeigt sich auch die Kehrseite: Dead Island 2 leidet unter einem eklatanten Mangel an Umfang. Die Maps sind nicht nur klein, sondern auch stark instanziert – ein Rückschritt gegenüber dem weitläufigen, zusammenhängenden Terrain des ersten Teils. Statt sich frei in einer offenen Welt zu bewegen, wechselt man ständig zwischen abgegrenzten Abschnitten. Dieses Design fühlt sich altbacken und beengt an, als würde man die ganze Zeit an unsichtbaren Wänden abprallen.

Dazu kommt das Fehlen einer klassischen Skill-Tree-Mechanik. Stattdessen gibt es ein Kartensystem, das sich zwar flexibel anpassen lässt, aber nie das gleiche Gefühl des langsamen, mühsamen Fortschritts vermittelt, das den Vorgänger auszeichnete. Es fehlt die Belohnung für langfristiges Spielen, die Motivation, seinen Charakter strategisch aufzubauen.
Storytelling mit angezogener Handbremse
Die Geschichte von Dead Island 2 fühlt sich an, als hätte jemand auf halber Strecke das Budget gestrichen. Die Grundidee ist vielversprechend: Ein Zombie-Ausbruch in Los Angeles, man selbst als einer von sechs “Slayern”, die sich durch das Chaos kämpfen. Doch der Plot wirkt gehetzt, die Charaktere bleiben blass, und das Finale fühlt sich an, als hätte man eine halbfertige Skizze erhalten, die nie richtig ausgearbeitet wurde.

Die charmante, absurde B-Movie-Atmosphäre, die den ersten Teil ausmachte, ist zwar noch da, aber sie trägt nicht mehr so weit. Es gibt Momente, die zünden – etwa wenn man in einer verwüsteten Villa einer ehemaligen Hollywood-Diva gegen mutierte Promis kämpft – doch zu oft fühlt es sich so an, als würde Dead Island 2 sein eigenes Potenzial verschenken.
Ein Nostalgie-Trip ohne Substanz?
Am Ende bleibt das Gefühl, dass Dead Island 2 mehr ein Nostalgie-Projekt als eine ernsthafte Weiterentwicklung ist. Es gibt schöne Momente, es gibt spaßige Zombie-Schnetzeleien, aber es fehlt das, was aus einem guten Spiel ein unvergessliches macht: Tiefe, Freiheit und das Gefühl, eine lebendige Welt zu erkunden. Wer aber Bock auf ein Spiel mit mehr Tiefgang hat, sollte mal überlegen, PS5-Spiele kaufen in Erwägung zu ziehen, da gibt's nämlich echte Perlen. Wäre Dead Island 2 ein Film, wäre es eine dieser späten Fortsetzungen, die zwar die richtige Optik haben, aber irgendwie nie die Magie des Originals einfangen können. Wer einfach nur in einem Blutfest versinken will, wird seinen Spaß haben. Aber für Veteranen der Serie bleibt die Frage: War das wirklich die zehnjährige Wartezeit wert?