Star Wars Outlaws: Ein galaktisches Abenteuer zwischen Altbewährtem und Neuerfindung

Ein Trailblazer auf vertrautem Terrain

Es ist eine feine Ironie, dass Kay Vess’ Schiff in Star Wars Outlaws den Namen Trailblazer trägt. Denn anstatt wirklich neue Wege zu gehen, bewegt sich das Spiel in einem Universum von Mechaniken und Ideen, die wir schon aus zahllosen anderen Open-World- und Action-Abenteuern kennen. Dennoch: Outlaws gelingt es, die altbewährten Elemente so geschickt zu kombinieren und mit frischen Nuancen zu würzen, dass man sich bereitwillig in diese bekannte, aber dennoch faszinierende Galaxie ziehen lässt.

Ein epischer Blasterkampf in den Gassen einer belebten Raumhafenstadt.

Das Syndikats-System: Moralische Grauzonen als Gameplay

Ein Highlight des Spiels ist zweifellos das Syndikats-System. Vier große Verbrecherorganisationen, darunter die berüchtigten Hutts und die Pyke-Syndikate, bestimmen das Unterweltgeschehen der Galaxie. Und genau hier wird es interessant: Jede Mission, die Kay annimmt, bedeutet, sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen – und zwangsläufig Feinde zu machen.

Dieses System erinnert stark an die Reputationsmechanik von The Outer Worlds, ist jedoch in die Handlung von Star Wars Outlaws organischer eingebettet. Es entsteht ein faszinierendes moralisches Spannungsfeld, in dem Entscheidungen spürbare Konsequenzen haben. Wen unterstütze ich, wen verrate ich? Die Grauzonen der Unterwelt werden nicht nur erzählt, sie werden durch das Gameplay fühlbar gemacht.

Eine neue Perspektive auf Fähigkeiten

Statt der traditionellen Fertigkeitenbäume, wie sie in den meisten Ubisoft-Titeln üblich sind, setzt Outlaws auf in-game Herausforderungen, um Kay’s Fähigkeiten zu erweitern. Das mag zunächst unspektakulär klingen, ist jedoch eine clevere und motivierende Alternative. Ein Beispiel: Um die Fähigkeit „Falsche Kapitulation“ freizuschalten – ein Täuschungsmanöver, das überraschte Feinde außer Gefecht setzt – musst du eine bestimmte Anzahl an Nahkampfkills absolvieren. Diese Mechanik sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern gibt dir auch das Gefühl, Fähigkeiten durch tatsächliches Gameplay zu verdienen, anstatt einfach Punkte in ein Menü zu investieren. Es ist ein kleines, aber feines Detail, das zeigt, wie Outlaws mit etablierten Konventionen bricht, ohne sie vollständig über Bord zu werfen.

Eine hitzige Verfolgungsjagd auf einem staubigen Wüstenplaneten.

Vergleich: Star Wars Outlaws und Elden Ring – Shadow of the Erdtree

Während Star Wars Outlaws seine Stärke in narrativer Dichte und zugänglichem Gameplay findet, bietet Elden Ring – Shadow of the Erdtree eine völlig andere Erfahrung: eine Welt, die weniger erzählt, aber viel stärker spürbar ist. Wo Outlaws auf klare Konflikte und nachvollziehbare Motivationen setzt, lebt Elden Ring von seiner Ambivalenz.

Der Unterschied liegt im Ton und im Zugang: Outlaws will dich unterhalten, dir das Gefühl geben, ein Teil des Star-Wars-Universums zu sein, während Elden Ring dich in eine düstere, fast feindliche Welt wirft, die dich herausfordert, dich an ihre Regeln anzupassen. Beide Spiele sprechen unterschiedliche Teile unserer Spielerpersönlichkeiten an. Doch was sie verbindet, ist die Faszination für Welten, die uns sowohl einladen als auch fordern.

Der Trailblazer durchquert ein Asteroidenfeld, während feindliche Schiffe angreifen.

Eine Galaxie voller Geschichten – und Wiederholungen

Die Struktur von Star Wars Outlaws ist unverkennbar Ubisoft. Die offene Welt lockt mit unzähligen Aktivitäten, Nebenmissionen und Sammelobjekten, die dich immer wieder von der Hauptstory ablenken. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Ubisoft-Titeln fühlt sich hier wenig erzwungen an. Die Missionen haben oft mehrere Lösungswege, und obwohl sich die grundlegenden Mechaniken wiederholen, schafft es das Spiel, dich durch kleine Überraschungen und gelungene Inszenierungen bei der Stange zu halten. Obwohl es nicht den revolutionären Anspruch eines Elden Ring hat, gelingt Outlaws ein wichtiger Balanceakt: Es kombiniert die Befriedigung eines klassischen 20-Minuten-Gameplays mit Momenten, die echte Spannung und emotionale Bindung erzeugen.

Ein Blick auf die Technik und das Design

Grafisch überzeugt Star Wars Outlaws mit beeindruckenden Planetenlandschaften und lebendigen Raumstationen. Besonders hervorzuheben ist das nahtlose Gameplay zwischen Weltraum- und Bodengefechten. Es gibt kaum Ladezeiten, und das Gefühl, von einer Planetenoberfläche direkt in die Sterne zu starten, erzeugt eine Freiheit, die man selten in einem Videospiel erlebt. Auch die Vertonung verdient Lob: Humberly Gonzalez verleiht Kay Vess eine Präsenz, die sowohl verletzlich als auch entschlossen wirkt. Und Nix, ihr tierischer Begleiter, ist mehr als nur eine niedliche Ergänzung. Seine Interaktionen sind liebevoll animiert und machen ihn zu einem echten Partner, der das Abenteuer bereichert.

Kay verhandelt mit einem zwielichtigen Syndikatsboss in einer neonbeleuchteten Cantina.

Fazit: Altbewährtes neu verpackt

Star Wars Outlaws mag vielleicht nicht der revolutionäre Titel sein, den sich manche Fans erhofft hatten. Doch das Spiel liefert, was es verspricht: eine spannende Geschichte, eingebettet in eine offene Welt, die zwar vertraut, aber dennoch voller Magie ist. Das Syndikats-System, die spielerische Freiheit und die emotionalen Verbindungen zu den Charakteren machen es zu einem Erlebnis, das nicht nur Fans des Star-Wars-Universums ansprechen wird. Es ist ein Spiel, das zeigt, dass man auch mit bekannten Zutaten ein Gericht zaubern kann, das satt und glücklich macht – solange die Leidenschaft stimmt.